Agile Kartenspiele

Teil Intro: Agile Spiele für das ganze Team

Geschrieben von Andreas Schliep am 24.08.2022

Spielkarten haben mich schon als kleines Kind fasziniert. Noch bevor ich Kartenspiele gelernt habe, habe ich Zaubertricks mit Karten geübt. Ich habe auch mehrere Kartenspiele gekauft, nur weil sie schön waren, und habe sie nicht einmal geöffnet. Spielkarten haben ihren eigenen Reiz, vor allem, wenn es um die verschiedenen Spiele geht, die man mit ihnen spielen kann. Von Solitärspielen bis hin zu ausgeklügelten strategischen Wettbewerben kann man mit einem einfachen Kartenspiel eine Menge anstellen. Was macht Karten so faszinierend? 

  • Gleichförmigkeit versus Vielfalt. Das Kartenspiel hat in der Regel einen einheitlichen Hintergrund. Es ist nicht vorgesehen, dass man eine Karte durch einen Blick auf die Rückseite identifizieren kann. Nun, es sei denn, es handelt sich um ein spezielles Kartenspiel für Zauberer, aber ich schweife hier ab. Auf der anderen Seite bieten die meisten Decks einzigartige Werte. Nun, es gibt auch bestimmte Decks für Magier...
  • Gruppierung und Rangfolge. Normale Spielkarten haben verschiedene Farben und einen Rang. Man kann Karten nach Farbe oder Rang gruppieren, man kann sie nach Rang oder sogar nach Farbe sortieren. Dies allein bildet die Grundlage für viele Spieloptionen. Eines der meistgespielten Solo-Computerspiele basiert auf Rangordnung und Gruppierung: Solitaire. 
  • Transportierbarkeit und Greifbarkeit. Ein Spielkartensatz passt leicht in eine Tasche. Spielkarten sind seit jeher eine Quelle der Unterhaltung und Ablenkung für das reisende Volk. Einmal ausgepackt, kann man sie in der Hand halten, mischen, verteilen, anordnen und sogar stapeln, wenn man möchte. Mit Karten kann man eine Menge machen.
  • Reduktion von Informationen. Karten haben einen begrenzten Platz. Deshalb müssen die entscheidenden Informationen strukturiert und leicht verständlich dargestellt werden. Die Komplexität eines Kartenspiels ergibt sich nicht aus dem Inhalt einer Karte, sondern aus den verschiedenen Konstellationen und Bewegungen.

Was macht also ein Kartenspiel zu einem agilen Kartenspiel? Der Bezug zu agilen Werten, Prinzipien und Praktiken. Viele agile Kartenspiele sind Variationen von Standardspielen, die modifiziert wurden, um Zusammenarbeit, Kommunikation und Reflexion zu fördern. Andere agile Kartenspiele sind Abstraktionen von agilen Methoden. Wenn ich versuche, einige Kategorien zu finden, fallen mir fünf ein:

  1. Modifikationen von Standardspielen. Man kann ein Standard-Kartenspiel, sogar Solitaire, in eine Team-Herausforderung umwandeln. Man kann die Spielregeln ändern und den Wettbewerb durch Zusammenarbeit ersetzen. Viele dieser Spiele sind eigentlich improvisiert.
  2. Simulationen. Der Zweck dieser Kategorie ist es, einen bestimmten Prozess zu veranschaulichen. Das Scrum-Kartenspiel ist ein gutes Beispiel für diese Kategorie. Simulationen werden oft mit Zusatzmaterial wie Würfeln geliefert. Simulationskartenspiele eignen sich hervorragend zum Lernen und können in den meisten Fällen auch in eine digitale Version für Online-Schulungen umgewandelt werden.
  3. Hilfsmittel zur Facilitation. Diese Kartenspiele sind eigentlich nicht zum Spielen gedacht, sondern um gemeinsam ein Ergebnis zu erzielen. Planning Poker ist vielleicht das prominenteste Mitglied dieser Gruppe, aber auch Ben Linders Agile Assessment, Jurgen Apples Delegation Poker. Mehrmals kombinieren sie auch Lehrinhalte mit der Moderation. Das Spiel "Fearless Change" ist ein gutes Beispiel für ein Moderationsspiel, bei dem es eher um das Lernen von Mustern als um die eigentliche Problemlösung geht.
  4. Reflexionskarten. Die Verwendung dieser Kartendecks ist in der Regel nicht mit einem bestimmten Spielablauf verbunden. Die Karten selbst enthalten Anregungen, Ideen, Bilder oder Herausforderungen. Reflexionskartenspiele können in Gruppen oder als Solitärübung eingesetzt werden. 
  5. Spiele zur sozialen Interaktion. Alle Gruppenspiele beinhalten natürlich auch soziale Interaktion. Der Zweck dieser Kategorie ist es, sich auf die soziale Interaktion selbst zu konzentrieren. Die Karten ergänzen eine andere Art des Spielens. Cards Agains Agility ist ein gutes Beispiel für ein Spiel, bei dem es mehr um die Konstellation und die Chemie innerhalb einer Gruppe geht als um den Inhalt selbst. Viele dieser Spiele bieten umfangreiche Reflexionsmechanismen.

Ich werde eine Miniserie über Agile Kartenspiele starten und dabei über die Kartenspiele Scrum Card Game, Agile Assessment Cards, Fearless Journey  sprechen.

 

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Andreas Schliep

Andreas „Andy“ Schliep

Andreas Schliep ist ein Gründungsmitglied von DasScrumTeam. Er arbeitet als Scrum Coach und Trainer. Nach seinem Besuch der Hochschule Bremerhaven arbeitete Andreas zunächst als Softwareentwickler, Projektleiter, Teamleiter und später auch Bereichsleiter. Zu Scrum kam Andreas 2003-2004 durch seine damaligen Kollegen bei WEB.DE. Nach der Scrum Implementierung dort wechselte Andreas 2006 zur SPRiNT iT und machte sich 2008 als Coach und Trainer selbständig. Heute liegen seine Schwerpunkte neben der Einführung von Scrum insbesondere bei der agilen Führung und der nachhaltigen Umgestaltung von Organisationen.

  • Erfahrung mit Scrum seit Frühjahr 2004 als Scrum Master, Product Owner, Teammitglied, Coach und Trainer.
  • Einführung von Scrum bei der WEB.DE AG und ComBOTS AG
  • Betreuung von international verteilten Scrum Teams bei BenQ-Siemens
  • Betreuung von Scrum Teams bei bwin Wien Unterstützung des Übergangs von RUP zu Scrum bei UOL Brasilien
  • Weitere Scrum-Implementierungen in D/A/CH
  • Aufbau von weiterführenden Scrum-Ausbildungsgängen mit einem firmenübergreifenden Team
  • Mitarbeit bei der Programmgestaltung und Ausbilder-Akkreditierung des Pfads zum Certified Scrum Professional
  • Hält alle Ausbilder-Zertifizierungen der Scrum Alliance
  • Besondere Interessen: Verantwortung und Führung

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