Scrum Card Game
Teil 1: Scrum spielerisch erleben - das Scrum Card Game

Agile Kartenspiele - Erster Review
In unseren Kursen und Workshops haben wir es zum großen Teil mit Menschen zu tun, die Scrum selbst noch nicht erlebt haben. Ob sie nun aus traditionellen Unternehmen kommen, für die Scrum und Agile Neuland sind – oder auch aus vermeintlichen Scrum-Adoptionen, bei denen doch das eine oder andere essentielle fehlt. Deshalb sind Simulationen so wichtig.
Endlich komme ich dazu, etwas detaillierter auf das Scrum Card Game von Timofey Yevgrashyn einzugehen. Ich kenne Tim schon seit einigen Jahren von der Play4Agile. Er gehört zu den Teilnehmern, die sich immer wieder neue Konzepte zur Simulation von agilen Prinzipien und Praktiken auf der Basis von Kartenspielen vornehmen. Das Scrum Card Game nimmt sich dabei gleich den ganzen Sprint-Zyklus vor.
Überblick
Grundkonzept dieses kooperativen Agilen Spiels ist die möglichst reibungslose Fertigstellung von Stories in kurzen Iterationen. Damit das Spiel möglichst flüssig vorankommt, wird anders als in manchen anderen Simulationen nicht an einem Prototyp aus LEGO oder einem sonstigen Liefergegenstand gearbeitet, sondern der Fortschritt durch Würfeln ermittelt. Den nötigen Realismus erhält das Spiel durch eingebrachte Probleme und Lösungen.
Das Spiel kommt in einer kleinen Pappbox daher und beinhaltet neben zwei Würfeln diese verschiedenen Karten:
Stories: Fiktive Implementierungsaufgaben, wie zum Beispiel "Users can send large files securely".
Events: Ereigniskarten, die den Fortschritt der Spieler positiv oder negativ beeinflussen können.
Problems: Eine bunte Mischung aus größeren und kleineren Problemchen, von der schlechten Anforderung bis hin zu Kommunikationsherausforderungen der Entwickler.
Solutions: Eine Reihe von Lösungsstrategien, mit denen sich die Probleme – vielleicht – aus der Welt schaffen lassen.
Das Spiel
Spielvorbereitung
Die Karten werden sortiert. Die Stories werden offen hingelegt, die Probleme, Ereignisse und Lösungen werden zusammen gebracht und gemischt. Zu den vorhandenen Materialien benötigen wir Stifte, ein Taskboard mit den Spalten TODO, IN PROGRESS, DONE und ein Flipchart mit einer Visualisierung der geplanten und tatsächlichen Velocity.
Spielablauf
Die simulierten Sprints bestehen aus drei Phasen. In der Planung wird das Backlog der Stories priorisiert und die Spieler diskutieren, wie viele Features sie in der kommenden Iteration liefern können. Die Iteration besteht dabei aus drei "Tagen", quasi Spielrunden, in denen jede Mitspielerin einmal zum Zug kommt. Eingeplante Stories kommen in die TODO-Spalte unseres Taskboards, die Anzahl der eingeplanten Stories wird auf dem Flipchart vermerkt.
In den Arbeitsrunden sucht sich der jeweilige Spieler eine Story aus. Mit den Würfeln ermittelt er oder sie die Anzahl der produktiven Arbeitsstunden für diesen Tag. Diese werden von der Stundenzahl auf der Story-Karte abgezogen. Dann wird eine Karte von dem "Chancen-Stapel" mit Ereignissen, Problemen und Lösungen gezogen. Je nach Karte wird eine Story blockiert, eine Blockade gelöst oder die Anweisungen auf der Ereigniskarte erfüllt.
Stories sind "done", wenn sie 0 Restpunkte haben. Im Review werden die Done-Stories gezählt, die restlichen Stories wandern zurück in das Backlog. Das Team führt eine Retrospektive durch, wie es in der nächsten Iteration besser zusammen arbeiten kann.
Debriefing
Die Debriefing-Möglichkeiten sind umfangreich. So kann man neben den Erkenntnissen, die man auch im Ballpunktspiel oder unserer Seestern-Übung gewinnen kann, insbesondere über typische Herausforderungen eines sich selbst managenden Teams sprechen. Natürlich geht ein ziemlicher Teil auf die Schätz- und Planungsmechaniken ein, aber auch andere Praktiken und Prinzipien finden sich wieder.
Fazit
Das Scrum Card Game macht Spaß, ist lehrreich, und durch sein kompaktes Format jederzeit einsatzbereit. Mein einziger Kritikpunkt ist die unsaubere Begriffsverwendung. Das Spiel würde genau so gut mit den korrekten Scrum-Begriffen Sprint, Product Backlog Item, etc. funktionieren. Natürlich sind die Mechanismen die gleichen, aber gerade in unseren Zertifizierungskursen müssen wir Wert auf die korrekten Bezeichnungen aus dem Scrum Guide legen. Deshalb aus meiner Sicht im Perfection Game eine 9/10 - ich mag das Spiel und möchte es gerne öfter mal ausprobieren, eine 10/10 wäre es für mich mit den Begriffen aus Scrum.
Übrigens: auf der Website zum Scrum Card Game findet ihr auch eine Online-Version der Simulation.

Andreas „Andy“ Schliep
Andreas Schliep ist ein Gründungsmitglied von DasScrumTeam. Er arbeitet als Scrum Coach und Trainer. Nach seinem Besuch der Hochschule Bremerhaven arbeitete Andreas zunächst als Softwareentwickler, Projektleiter, Teamleiter und später auch Bereichsleiter. Zu Scrum kam Andreas 2003-2004 durch seine damaligen Kollegen bei WEB.DE. Nach der Scrum Implementierung dort wechselte Andreas 2006 zur SPRiNT iT und machte sich 2008 als Coach und Trainer selbständig. Heute liegen seine Schwerpunkte neben der Einführung von Scrum insbesondere bei der agilen Führung und der nachhaltigen Umgestaltung von Organisationen.
- Erfahrung mit Scrum seit Frühjahr 2004 als Scrum Master, Product Owner, Teammitglied, Coach und Trainer.
- Einführung von Scrum bei der WEB.DE AG und ComBOTS AG
- Betreuung von international verteilten Scrum Teams bei BenQ-Siemens
- Betreuung von Scrum Teams bei bwin Wien Unterstützung des Übergangs von RUP zu Scrum bei UOL Brasilien
- Weitere Scrum-Implementierungen in D/A/CH
- Aufbau von weiterführenden Scrum-Ausbildungsgängen mit einem firmenübergreifenden Team
- Mitarbeit bei der Programmgestaltung und Ausbilder-Akkreditierung des Pfads zum Certified Scrum Professional
- Hält alle Ausbilder-Zertifizierungen der Scrum Alliance
- Besondere Interessen: Verantwortung und Führung
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