Psychologische Sicherheit verstehen und fördern

Was bedeutet psychologische Sicherheit? Praktische Hinweise für Führungskräfte

Geschrieben von Andreas Schliep am 23.09.2023
Gruppe von Menschen in einem Kreis

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Aristoteles

Kürzlich hielt Franziska Fleischer, Kandidatin für die CSP-SM (Certified Scrum Professional - ScrumMaster) Zertifizierung, ein Webinar zum Thema psychologische Sicherheit. In ihrem Webinar teilte sie praktische Beispiele und Fallstudien, um die Bedeutung der psychologischen Sicherheit für erfolgreiche Teams zu verdeutlichen.

Was bedeutet psychologische Sicherheit?

Psychologische Sicherheit ist ein wichtiger Faktor für erfolgreiche Teams, und auch du als Führungskraft, Scrum Master oder Agiler Coach solltest dies im Blick haben. Doch was genau bedeutet psychologische Sicherheit? Ganz einfach: Es geht darum, dass sich Teammitglieder in einer Umgebung sicher und geschützt fühlen, um ihre Ideen, Meinungen und Bedenken frei äußern zu können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen oder Ablehnung haben zu müssen.

Stell dir vor, du bist in einem Team, in dem psychologische Sicherheit herrscht. Du weißt, dass deine Vorschläge ernst genommen werden und dass du dich nicht zurückhalten musst. Du kannst deine Gedanken frei teilen, ohne Angst davor zu haben, dass sie abgeschmettert oder belächelt werden. Das schafft eine Atmosphäre, in der alle Teammitglieder sich öffnen können, kreative Ideen einbringen und eng zusammenarbeiten können.

Psychologische Sicherheit ist also keine nebensächliche Angelegenheit. Sie hat direkte Auswirkungen auf die Produktivität und das Wohlbefinden des Teams. Wenn sich Teammitglieder sicher fühlen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie innovative Lösungen finden, neue Wege einschlagen und ihre Fähigkeiten voll ausschöpfen. Es geht also darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder seine volle Potenzial entfalten kann.

Wie kann ich psychologische Sicherheit fördern?

Als Führungskraft und Scrum Master oder Agiler Coach kannst du praktische Schritte unternehmen, um psychologische Sicherheit im Team zu fördern:

  1. Bewusstsein schaffen: Verstehe das Konzept der psychologischen Sicherheit und informiere dein Team über die Bedeutung und Vorteile psychologischer Sicherheit.

  2. Offene Kommunikation fördern: Etabliere eine Kultur der offenen Kommunikation, in der alle Meinungen und Ideen geschätzt werden. Initiere regelmäßige Meetings und Diskussionen, in denen Teammitglieder ermutigt werden, ihre Ansichten auszudrücken und aktiv zuzuhören.

  3. Feedbackkultur entwickeln: Fördere eine Feedbackkultur, in der konstruktives Feedback gegeben und angenommen wird. Zeige deinen Teammitgliedern, dass Feedback als Chance zur persönlichen und teamweiten Weiterentwicklung betrachtet wird, anstatt als Kritik oder Bewertung.

  4. Vertrauen aufbauen: Schaffe Vertrauen, indem du authentisch und transparent agierst. Drücke dein Vertrauen in die Kompetenzen und Fähigkeiten der Teammitglieder aus und ermögliche ihnen, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig Entscheidungen zu treffen.

  5. Fehlerkultur etablieren: Fördere eine Kultur, in der Fehler als Lernchancen betrachtet werden. Akzeptiere deine eigenen Fehler und spreche offen darüber, um den Teammitgliedern zu zeigen, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen und daraus zu lernen.

Fazit

Psychologische Sicherheit ist ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Teams und hat direkte Auswirkungen auf die Produktivität, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Teammitglieder. Indem Führungskräfte, Scrum Master und Agile Coaches psychologische Sicherheit fördern, schaffen sie ein Umfeld, in dem Teammitglieder sich sicher und geschützt fühlen, ihre Ideen frei äußern können und bereit sind, Risiken einzugehen. Dies ermöglicht eine offene Kommunikation, kreative Zusammenarbeit, Innovation und persönliches Wachstum. Praktische Schritte wie das Etablieren einer offenen Feedbackkultur, das Schaffen von Vertrauen und das Akzeptieren von Fehlern tragen dazu bei, psychologische Sicherheit im Team zu fördern.

Es ist wichtig, sich mit dem Thema psychologische Sicherheit auseinanderzusetzen und diese in der Organisation zu fördern, da dies zu einer positiven Teamdynamik, höherer Mitarbeitermotivation, besseren Lösungsfindung und insgesamt zu einer gesunden und erfolgreichen Arbeitsumgebung führt. Es gibt auch Literaturhinweise und weiterführende Links, die zusätzliche Informationen und praktische Anleitungen bieten, um psychologische Sicherheit im Team zu stärken und eine effektive Führung zu unterstützen.

Hier erfährst du mehr über das Thema:

Literaturhinweise:

  1. "The Fearless Organization: Creating Psychological Safety in the Workplace for Learning, Innovation, and Growth" von Amy C. Edmondson
  2. "Radical Candor: Be a Kick-Ass Boss Without Losing Your Humanity" von Kim Scott
  3. "Dare to Lead: Brave Work. Tough Conversations. Whole Hearts." von Brené Brown
  4. "Crucial Conversations: Tools for Talking When Stakes Are High" von Kerry Patterson, Joseph Grenny, Ron McMillan und Al Switzler
  5. "The Five Dysfunctions of a Team: A Leadership Fable" von Patrick Lencioni

Weiterführende Links:

  1. Artikel: "The Importance of Psychological Safety at Work" - Harvard Business Review
  2. Artikel: "The Surprising Power of Psychological Safety" - TED Ideas
  3. Artikel: "Creating a Culture of Psychological Safety" - Society for Human Resource Management (SHRM)
  4. Artikel: "Why Google, the U.S. Navy, and Aristotle All Agree: Psychological Safety Is the Key to Great Teams" - Thrive Global
  5. Website: Project Aristotle by Google - the (Erforschung von Teamdynamik und psychologischer Sicherheit)

Diese Ressourcen bieten weitere Einblicke und praktische Anleitungen, um psychologische Sicherheit in deinem Team zu fördern und erfolgreiche Führungskräfte zu unterstützen.

Andreas Schliep

Andreas „Andy“ Schliep

Andy ist einer der ersten deutschsprachigen Scrum-Trainer und ein Gründungsmitglied von DasScrumTeam. Nach seinem Studium an der Hochschule Bremerhaven begann Andreas seine Karriere zunächst als Softwareentwickler, später dann als Projektleiter, Teamleiter und schließlich als Bereichsleiter. Zu Scrum fand Andreas zwischen 2003 und 2004 durch seine damaligen Kollegen bei WEB.DE. Nach der Implementierung von Scrum bei WEB.DE wechselte Andreas im Jahr 2006 zu SPRiNT iT und entschied sich 2008, als Coach und Trainer selbstständig zu machen. Heute fokussiert er sich neben der Einführung von Scrum vor allem auf agile Führungskompetenzen und die nachhaltige Transformation von Organisationen. Als Co-Autor hat Andy an der Erstellung der Lernziele der Scrum Alliance für Scrum Master, Product Owner und Entwickler mitgewirkt.

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